Vortrag von Rainer Hawlik bei ÖGSD Tagung 2024 an Universität Salzburg

Von 25. bis 27. September 2024 fand die 12. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Sprachendidaktik (ÖGSD) mit dem Titel “Partizipation / Mehrsprachigkeit / Digitalisierung” an der Universität Salzburg statt. Rainer Hawlik (I:UDE) steuerte den Vortrag “Der Schule von Gestern ihre Mehrsprachigkeit heute” bei, an dem rund 40 Interessierte teilnahmen.

2024 wurde der Fokus der ÖGSD-Tagung auf die Bereiche ‚Partizipation‘, ‚Mehrsprachigkeit‘ und ‚Digitalisierung‘ gelegt, die den Sprachenunterricht vor neue Herausforderungen stellen, aber auch neue Chancen bieten. Einerseits gewinnt Sprachenlernen und -lehren im Kontext sprachlicher und kultureller Hybridität als lebenslanger Prozess an Bedeutung. Andererseits gilt es, die vielfältigen Vorerfahrungen, Stärken und Identitäten der Lernenden als Potenziale zu erkennen und methodisch-didaktisch angemessen zu fördern, um sie auf eine Zukunft vorzubereiten, in der neue, digitale Formen mehrsprachiger Interaktion und Kollaboration eine zentrale Rolle spielen werden. Dies ist gleichzeitig Voraussetzung für eine bewusste und erfolgreiche Partizipation in realen und virtuellen Kommunikationsräumen, die sich dynamisch verändern und Akteure aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturräumen zusammenbringen.

Ausgehend von einer titelgebenden Allusion auf einen Roman Stefan Zweigs verhandelte Rainer Hawlik in seinem Vortrag Einblicke in Zugänge zu Erziehung und Unterricht in pflichtschulpädagogischen Settings in Österreich und anderen europäischen Staaten: Mehrsprachige Schüler*innen sprechen ihre Sprachen nicht seriell nach L1, L2 (z.B. DaZ), L3 etc., sondern simultan sprachenfluid alle ihre Sprachen in unterschiedlichen Registern in einem (oft migrationsgesellschaftlichen) Dialekt-Standard-Kontinuum. Wenn zeitgleich die Teachability-Hypothese außer Kraft gesetzt wird, weil sich Lernen als organischer und unsichtbarer Prozess zeigt und nicht in einer von Lehrer*innen angeleiteten stufenweisen Einführung sprachlicher Strukturen erschöpfen darf, stellen sich fortführend grundlegende Fragen: Welche sprachenübergreifenden Konzepte eignen sich in diesen Lernsettings didaktisch für adaptierbare Lehr- und Lernmedien und welche organisatorischen und curricularen Maßnahmen gereichen für eine ganzheitliche Sprachenbildung migrationsbedingt mehrsprachig aufwachsender Schüler*innen?

Ideologische Zugänge im Sinne natio-ethno-kultureller Zuordnung der Schüler*innen wurden im Zuge des Vortrags subjektvierungstheoretisch hinterfragt, wenn der Fokus auf eine Pädagogik der Mehrfachzugehörigkeiten gelegt wurde, der Anerkennung und gesellschaftliche Partizipation von Heranwachsenden im Blick behält. Stefan Zweigs Welt von Gestern ist es eigen, dass sie nicht rückwärtsgewandt als ein deterministischer Raum interpretiert werden muss, der keine Handlungsspielräume für unser Morgen birgt. Dasselbe gilt für unsere Schule heute, in der Mehrsprachigkeit den Normalfall bildet.

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