Niemand kann Vorbild sein wollen – nicht einmal Pippi!

Eine pädagogische Begriffsklärung mit Thomas Mikhail im Rahmen der ersten Positionen & Kontrapunkte

Oft ist von ihm die Rede; auch Studierende und Praxismentor*innen werden dazu immer wieder aufgefordert: ein Vorbild zu sein! Doch welche praktischen und theoretischen Probleme bringt diese leichtfertig formulierte Vorbildsetzung mit sich? Folgt man der Argumentation von Thomas Mikhail (siehe dazu auch https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66838-2) durch die letzten 100 Jahre einer theoretischen Beschäftigung mit Vorbildern (vgl. Scheler und Haase), dann wird schnell klar: das Vorbild hat Begriffsverwandte, die ebenfalls beliebt sein wollen: das Modell, das Idol und das erzieherische Beispiel.

Doch nur das Vorbild besticht durch Personen, die wir zu kennen glauben, die als ganze „Wertgestalt” für uns in Ordnung sind und denen wir uns freiwillig “ähnlichmachen” wollen. Es geht um ein Ausgesuchtwerden, ein Gefundenwerden als Vorbild. Wenn wir glauben, eines sein zu müssen, verliert sich einerseits die moralische und personale Komponente, weil wir unsere Handlungen vorspielen. Dennoch müssen die Kriterien, nach denen wir evtl. ausgesucht werden, bereits moralisch „auf der Suche“ sein. Daran wird erkennbar, dass das Sein-Wollen mehr als voraussetzungsvoll ist und geradezu nur scheitern kann. Ob sie uns folgen, entscheiden Kinder auf ihre eigene Weise.

Eine Alternative bietet sich im erzieherischen Beispiel an. Dieses kann moralisch gut oder schlecht sein, kann vermittelt und gelehrt werden und ist damit auch möglicher Gegenstand dialogischer Begründungen. Auch literarische Figuren wie Pippi, Struwwelpeter oder Zappel-Phillip wurden heraufbeschworen und können solche erzieherischen Beispiele zur Veranschaulichung sein. Damit werden Handlungsspielräume und Wertvorstellungen nachvollziehbar und indirekt für Kinder erfahrbar. Sie können über die pädagogische Handlungsweise des Zeigens zugänglich gemacht und vermittelt werden. Wenn Pippi das gewusst hätte!

Die Runde aus Studierenden und Hochschullehrenden von Elementar- bis Sekundarstufe diskutierte angeregt über die Möglichkeiten und Grenzen von Definitionen, über Begriffsklarheiten (aufgepasst: hinter “Sprachvorbildern” verbergen sich Sprachmodelle!), theoretische und pädagogische Sprachlosigkeiten und die Relevanz von Pädagog*innen als gute Beispiele für Fachpersonen. Einstieg fanden wir bei Rap und Hip-Hop (dort sind schlechte Beispiele sehr beliebt) und Ausklang im Cafe Menage. Wir sind gekommen, um zu bleiben und um weiterzudenken!

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