Die Tagung Zukunftsdialoge Globales Lernen 2025 mit dem Schwerpunktthema „Gendergerechtigkeit durch (welche?) Bildung“ war in vieler Hinsicht ein großer Erfolg. In einem organisatorisch und technisch anspruchsvollen hybriden Setting – mit großem Dank an das Team des Z:ZID der PH Wien, an Philip Rauter an der PH Steiermark und besonders an Shilan Grobbauer (KommEnt) – wurde ein vielfältiges Programm realisiert. Es öffnete Räume, um Wissen zu erweitern, Solidarität zu erleben und persönliches Engagement zu stärken.
Gleichzeitig bleibt eine zentrale Frage bestehen:
Wie schaffen wir deliberative Lernräume in der Lehrer*innenbildung, in denen nicht nur jene sichtbar und aktiv werden, die von Genderungerechtigkeit unmittelbar betroffen sind – sondern auch jene, die aus einer privilegierten Position heraus Ungleichheiten (mit)ermöglichen?
Denn eines zeigte die Tagung deutlich: Männliche Pädagogen waren kaum vor Ort vertreten und schalteten sich – wenn überhaupt – hauptsächlich online zu, teilweise aus Südafrika, Indonesien, Deutschland oder Wien.
Ein (möglichst) barrierefreies Format; Die Veranstaltung war bundesweit ausgerichtet und konnte einerseits an zwei physischen Orten besucht werden: an der PH Wien und an der PH Steiermark. Zudem gab es die Möglichkeit einer Online-Teilnahme, um Pädagog*innen aus allen Bundesländern zu erreichen. Die gesamte Veranstaltung wurde in ÖGS übersetzt, die beiden Keynotes wurden zudem Englisch/Deutsch gedolmetscht.
Die dialogischen Lernangebote der Tagung waren so gestaltet, dass unterschiedliche Interessen angesprochen wurden: Forschung, Praxisbeispiele, Begegnungen mit internationalen Teilnehmer*innen und Vortragenden oder Settings wie der Gallery Walk, die es möglich machen sollten, mit Vertreter*innen aus unterschiedlichen Bildungsbereichen – Elementarbildung, Schule, Erwachsenenbildung, Jugendarbeit – ins Gespräch und in den Austausch zu kommen. Die Tagung sollte die Hochschule als Lernraum öffnen.
Die Tagung startete mit einem Gespräch, das Mut macht – und Mut verlangt: einem Gespräch über feministische Utopien, notwendigen Widerstand und den Glauben an Veränderung. Unsere Gäste erzählen in ihren filmischen Arbeiten von Diskriminierung, Empowerment, Solidarität und Selbstermächtigung – und davon, wie künstlerisches Schaffen zu einem Akt des Widerstands werden kann.
Marie Luise Lehners erster Langspielfilm „Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst“ läuft seit Ende September in den Kinos und hat bereits auf der Berlinale 2025, den Teddy Jury Award, CICAE Art Cinema Award, auf der Diagonale 2025, den Thomas Pluch Drehbuchpreis, Spezialpreis der Jury, Drehbuchverband Austria (2025) und den Crossing Europe 2025: Best Young Talent Award gewonnen.
Der Film erzählt eindringlich von Klassismus, mehrfachen Diskriminierungen und Scham, aber auch von der Kraft junger Menschen, eigene Wege zu finden – Wege der Fürsorge, Solidarität und Selbstermächtigung.
»Dieser Film trifft den Kern unserer Gegenwart mit trügerischer Leichtigkeit.« Teddy Jury Award Jurybegründung
Martina Trepczyk wiederum führt uns mit ihrem preisgekrönten Kurzfilm „Tigereyes“ in die faszinierende Unterwasserwelt der Tigerhaie – und in die Geschichte von Hamna Hussain, der ersten muslimischen Taucherin auf den Malediven. In einem Land, in dem die wenigsten Frauen überhaupt schwimmen können, wird Hamnas Geschichte zu einem Symbol von Emanzipation, Stärke und Mut. Martina Trepczyk ist Fotografin und Filmemacherin, engagiert sich für Feminismus, Artenschutz und Meeresschutz und war als Mitglied von CliMates Austria Teil der österreichischen Delegation bei der Klimakonferenz COP25.
Der zweite Tag startete mit einem Austausch zu aktueller Forschung mit vielfältigen Beiträgen von Forscher*innen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Die Abstracts sind auf der Tagungswebsite nachlesbar. Ein spannender Gallery Walk gab Einblicke in pädagogische Praxis in Schule und Erwachsenenbildung. Weiters fanden die Teilnehmer*innen Bücher und Bildungsmaterialien an eigenen Ständen der der Campus-Bibliothek der PH Wien, Südwind, Baobab, des Vereins EfEU zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle und LEA, dem Österreichischen Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen. Nicht zu vergessen der künstlerische Beitrag von Rolf Laven, dessen Skulptur Infinity Rings als Denkanlass zu Gendergerechtigkeit und Global Citizenship Education während der Tagung im Foyer des Hauses 1 an der PH Wien ausgestellt war.
Die eindrückliche Keynote von Nikita Dhawan zu Backlash und Widerstand und zur Verteidigung intersektionaler Geschlechterpolitik war ein Aufruf zu weiblicher Solidarität über Grenzen vielfältiger Ungleichheit hinweg sondern auch zwischen Mensch und Natur. Und letztlich zu Optimismus, dass es keine Alternative zu Widerstand und Engagement auch angesichts überwältigender Krisen und Bedrohungen gibt. Vier höchst spannende Paneldiskussionen bildeten den Abschluss des gestrigen Tages.
Am dritten Tag gab Judith Götz in ihrer Keynote wichtige Hinweise dafür, auf welche Weise die zahlreichen Denkimpulse aus der Tagung in Überlegungen zu einer pädagogischen Praxis einzubetten sind. Judith Götz ist Literatur- und Politikwissenschaftlerin, Genderforscherin, politische Bildnerin und Rechtsextremismusexpertin. Sie forscht an der Universität Innsbruck zu feministischen Theorien, geschlechter- und sexualitätsbezogener Ideologien der Ungleichheit, Rechtsextremismus, Antifeminismus und patriarchale Gewalt, zu österreichischen Gedenk- und Erinnerungskulturen, zu geschlechterreflektierter politischer Bildung und Pädagogik. Im Anschluss folgten sechs spannende Workshops, die dabei unterstützen, diese Anregungen auf unterschiedliche Weise und für unterschiedliche Bildungsbereiche zu konkretisieren.
Gendergerechtigkeit ist kein Randthema. Sie ist ein fundamentales Menschenrecht und zugleich ein zentraler Baustein für Frieden, Demokratie und nachhaltige Entwicklung. Und doch erleben wir weltweit, dass gerade diese Errungenschaft zunehmend unter Druck gerät. Wir beobachten Rückschritte, einen gesellschaftlichen Backlash, der sich in antifeministischen Diskursen, in rechtspopulistischen Bewegungen und in patriarchalen Vorstellungen von Geschlechterrollen äußert. Besonders erschütternd ist die anhaltend hohe Zahl an Femiziden – im vergangenen Jahr verloren laut den Vereinten Nationen rund 85.000 Frauen und Mädchen ihr Leben aufgrund geschlechtsspezifischer Gewalt.
Diese Entwicklungen fügen sich in gesamtgesellschaftliche Tendenzen ein, die eine ernsthafte Herausforderung für unser demokratisches Zusammenleben darstellen. Wir beobachten auch in Österreich zunehmende Einschränkungen gegenüber zivilgesellschaftlichen Organisationen. In Schulen beobachten wir, dass besorgniserregend viele Lehrpersonen sich scheuen oder gar Angst davor haben, sich in ihrem pädagogischen Alltag offen gegen den Backlash zu stellen und diesen im Unterricht kritisch zum Thema zu machen. Nicht umsonst standen der Aufruf zu Mut und Solidarität im Zentrum der Keynote von Nikita Dhawan. Sie unterstreicht dabei: solidarisch zu sein bedeutet hier nicht, jene zu unterstützen, die mir gleichgesinnt und ähnlich sind. Es bedeutet, sich an die Seite jener zu stellen, die sich nicht in meiner sozialen, kulturellen, wie auch immer zu beschreibenden Bubble befinden. Vor diesem Hintergrund gewinnt diese Tagung – ebenso wie die Zusammenarbeit in der Strategiegruppe von Akteur*innen staatlicher und nichtstaatlicher Bildungseinrichtungen – besondere Bedeutung. Gemeinsam bekennen wir uns zu Solidarität, zum Schutz zivilgesellschaftlicher Räume und zur Förderung einer offenen, vielfältigen und dialogorientierten Gesellschaft.
So eine Veranstaltung braucht natürlich sehr viele Personen und selbstverständlich auch Finanzierung. Die Veranstalterin der Zukunftsdialoge Globales Lernen ist die Strategiegruppe Globales Lernen. Ein Zusammenschluss aus NGOs und Institutionen, die sich mit Globalem Lernen und Global Citizenship Education auseinandersetzen und auch politisch agieren. Mitglieder der Gruppe sind
Die Finanzierung der Tagung erfolgte aus Budgetmitteln der PH Wien, der PH Steiermark, dem Bundesministerium für Bildung, FairStyria / Amt der Steiermärkischen Landesregierung, der Österreichischen UNESCO-Kommission, KommENT, Südwind und dem Projekt Dcyde, Digital Global Citizenship für Youngster, der Austrian Development Agency.
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