Urban Diversity Education ist der profilgebende Schwerpunkt der PH Wien. Herausfordernde Themen des Alltags und der Schulen – sie müssen bearbeitet, bedacht, erkannt werden, um zu spannenden Themen des eigenen beruflichen Wirkens zu werden. Daher hat die PH Wien im September 2023 begonnen, sich mit konkreten Aspekten von Diversität in einer gemeinsamen Fortbildung auseinanderzusetzen: Rassismus, sprachliche Vielfalt, soziale Milieus und Intersektionalität.
Nach dem erfolgreichen Auftakt im vergangenen Jahr stehen heuer die Diversitätsdimensionen Dis/Ability, Religion, Gender und die Vielfalt der Lebens- und Liebensweisen im Fokus. Am 10. und 11. September 2024 bietet die Tagung erneut die Gelegenheit, den fachlichen Austausch zwischen Lehr- und Verwaltungspersonal zu vertiefen, die Wissenschaftskultur zu stärken und die Entwicklung des UDE-Campus weiter voranzutreiben.
Hochkarätige Vorträge und praxisorientierte Workshops
Den Auftakt der Veranstaltung macht Thomas Hoffmann vom Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin mit einem Vortrag zum Thema „Behinderung und Befähigung im Kontext von Dis/Ableismus“. Den zweiten Halbtag eröffnet Regina Polak vom Institut für Praktische Theologie der Universität Wien zum Thema Religion in Migrationsgesellschaften. Florian C. Klenk von der Europa-Universität Flensburg regt am nächsten Vormittag mit seinem Vortrag „Who’s Afraid of Gender?“, inspiriert von Judith Butlers Werk, zum Nachdenken an.
Dazwischen bieten Workshops Raum, um die Verbindung zu persönlichen und beruflichen Fragen auszutauschen und Gewohntes zu hinterfragen. Mitarbeiter:innen der PH Wien führen durch die Workshops und vertiefen gemeinsam mit den Teilnehmenden die Erkenntnisse aus den Vorträgen und die Rückschlüsse für die gemeinsame Arbeit an der PH Wien.
Eröffnung der Wanderausstellung „Was wir fordern: Minderheitenbewegungen in Österreich“
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung ist die Eröffnung der Wanderausstellung „Was wir fordern: Minderheitenbewegungen in Österreich“ durch Cornelia Kogoj, Generalsekretärin der Initiative Minderheiten. Die Ausstellung beleuchtet die historischen und aktuellen Forderungen von Minderheitenbewegungen in Österreich. Autor:innen aus minoritären Gruppen – zumeist Aktivist:innen – werfen einen fokussierten Blick auf ihre Geschichte und präsentieren ihre wesentlichen minderheitenpolitischen Forderungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Ausstellung wird bis Ende des Wintersemesters 2024/25 an der PH Wien zu sehen sein.
Eine wertvolle Plattform für Austausch und Veränderung
Die UDE-Tage bieten nicht nur neue Perspektiven durch Beiträge von externen Expert:innen, sondern auch eine Plattform für offenen Austausch und gemeinsame Diskussionen unter den 600 Mitarbeiter:innen. Ziel ist es, konkrete Veränderungsschritte für einen diversen, inklusiven und lebendigen UDE-Campus zu erarbeiten.
Die Pädagogische Hochschule Wien freut sich auf zwei spannende Tage voller inspirierender Impulse und praxisnaher Zusammenarbeit.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Institut für Urban Diversity Education (I:UDE).
Viele Minderheiten und Gruppen haben sich in Österreich schon einiges erkämpft, und trotzdem bleiben noch Forderungen offen. Mit “Minoritären Allianzen” lässt sich Gesellschaft verändern.
Religion, Gender und sexuelle Orientierung sowie Behinderung und Befähigung stehen in den zwei Tage auf dem Urban Diversity Education Campus auf dem Programm. Und schnell wird klar, dass sich diese Themen einerseits nur intersektional denken lassen – also nicht einzeln für sich, sondern gemeinsam reflektiert – und andererseits trotz aller Freude über bereits erreichte Meilensteine noch einiges zu tun ist. “Gerade die Pädagogische Hochschule Wien nimmt diesen gesellschaftlichen Auftrag sehr ernst. Wir schaffen hier immerhin den Transfer aus der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Ungleichheit und Machtstrukturen, zivilgesellschaftlichen Bewegungen und gesellschaftlichen Prozessen, schließlich politischer Gestaltung, und erarbeiten, wie diese Erkenntnisse in der Schule von heute die Welt von morgen positiv mitgestalten können.”, zeigt sich Rektorin Barbara Herzog-Punzenberger zuversichtlich.
Cornelia Kogoj von der Initiative Minderheiten fordert daher eine Stärkung minoritärer Allianzen auf allen Ebenen, weil eben noch so viel zu tun ist. Thomas Hoffmann, Erziehungswissenschafter und Soziologe an der Humboldt-Universität zu Berlin, betrachtet auch das Thema Inklusion stets mit dem weiteren Blick, der für ihn unverzichtbar ist: “Wer von Inklusion spricht, muss gleichzeitig sehen, wer und was dabei exkludiert wird.” Aus der gemeinsamen Geschichte ließe sich viel lernen, unterstreicht Cornelia Kogoj, voneinander ließe sich lernen. “Der Blick darauf, wie Meilensteine erkämpft wurden, und was alles erreicht werden konnte, ist eine gute Inspiration für all das, was noch vor uns liegt.”
Einen besonderen Fokus auf das Thema Religion legt Regina Polak von der Universität Wien, die Religion als einen Teil des demokratischen Diskurses versteht, an dem sich religiös plurale Menschen und nicht-religiöse Menschen gleichermaßen beteiligen. “Wie jede Transformation sollte auch der Wandel im Bereich Religiosität im Kontext von Machtkämpfen, innerhalb und zwischen Religionen selbst, aber auch zwischen Staat und Gesellschaft betrachtet werden.”
Florian Cristóbal Klenk fordert daher zunächst Fehlerfreundlichkeit und das Erkennen des Wertes der Irritation für die eigene Entwicklung. “Gerade im Lehrberuf geht es darum, Heteronormativität zu hinterfragen, was viel mehr ist als diese oberflächliche Akzeptanz und Toleranz. Dann erst lässt sich die Polarisierung von Norm und Abweichung aufweichen. Und das gilt ganz besonders für so genannte Enlighted Organizations wie eine Pädagogische Hochschule.”, nimmt er Hochschulen in die Pflicht, und ergänzt, dass Irritationen immerhin der Anfang der Erkenntnis seien, sich ihnen zu stellen, wäre daher immens wichtig.
Die vielfältigen Beiträge zu den einzelnen Themenbereichen zeigen trotz völlig unterschiedlicher wissenschaftlicher Ansätze und trotz dessen, dass sie jeweils eigene Themenschwerpunkte behandelt haben, wie sehr Mechanismen, Strukturen, wie sie die Einbettung in die Gesellschaft betrifft. Ausgangspunkt sind oft das Engagement Einzelner und der Aktivismus kleiner Gruppen von Betroffenen bis es zur gesellschaftlichen Anerkennung und Gleichstellung kommt. Und da ist auch die Pädagogische Hochschule gefragt, ihren wichtigen Beitrag als Multiplikatorin in der Aus- aber auch in der Fort- und Weiterbildung zu leisten.
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