Die Pädagogische Hochschule Wien setzte mit der ersten Jahrestagung zu „Bildung – Eltern – Gesellschaft“ ein bildungspolitisches Signal: Rund 100 Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis diskutierten am Urban Diversity Education Campus über aktuelle Herausforderungen und Chancen, um die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Pädagog*innen im urbanen Umfeld kinderorientiert zu gestalten und nachhaltig zu stärken.
Die Beiträge zeigten übereinstimmend, dass Bildungsinstitutionen und Familien oft vor komplexen Situationen stehen. Einerseits ergeben sich die Herausforderungen aus asymmetrischen bildungspolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Anderseits spielen unterschiedliche Herkunftsmilieus, formale Bildungsabschlüsse und Sozialisationserfahrungen von Pädagog*innen und Eltern eine große Rolle für die Kooperation.
„Gerade im urbanen Raum wird sichtbar, dass Vertrauen, Respekt und Transparenz Kernthemen der Zusammenarbeit zwischen Eltern und Bildungsinstitutionen sind“, betonte Assimina Gouma, Professorin für Elternkooperation und Sozialraumorientierung. Multiprofessionelle Teams und Freizeitpädagog*innen übernehmen dabei systemische Funktionen, indem auch sie Brücken für die gelingende Zusammenarbeit aufbauen.
Mit der Tagung unterstrich die PH Wien ihre bildungspolitische Verantwortung, angehende Lehrpersonen umfassend auf die aktuellen Anliegen vorzubereiten. In der Ausbildung werden soziologische Perspektiven, Kommunikationskompetenz, und community organizing als professionelles Handlungsfeld vermittelt.
„In einer vielfältigen Stadt wie Wien sind Offenheit, Respekt und professionelle Kommunikation kein Zusatz, sondern Kernauftrag moderner Lehrer*innenbildung, wie auch analytische Fähigkeiten, um Phänomene adäquat einordnen zu können“, erklärte Barbara Herzog-Punzenberger, Rektorin der PH Wien. Studierende lernen zudem, wie sozial marginalisierte Eltern als aktive Veränderungsakteur*innen einbezogen werden können.
Die Teilnehmenden warnten vor einem zunehmend polarisierenden öffentlichen Diskurs, der Eltern und Schule häufig als Gegensätze darstellt. Die Tagung machte hingegen deutlich, dass gelingende Elternkooperation ein entscheidender Hebel für Chancengerechtigkeit und stabile Bildungsbiografien ist. Wo Schulen und Elternhaus eine gemeinsame Sprache finden und Verantwortung teilen, profitieren nicht nur die Schüler*innen, sondern auch die Pädagog*innen, die dadurch langfristig entlastet werden.